Die Tafelloge im Ritual der Großen Landesloge
Das gemeinsame Mahl ist wohl in allen Kulturen ein besonderes, ein verbindendes und manchmal auch ein heiliges Ereignis; letzteres gilt insbesondere für unseren christlichen Kulturkreis. Als Loge der Großen Landesloge (Freimaurerorden) zelebrieren wir in der Johannisloge „Zu den drei Säulen an der Isar“ in München das gemeinsame Mahl im Rahmen einer Tafelloge. Die Tafelloge wird nach Festarbeiten abgehalten; dazu gehören das Stiftungsfest, das Johannisfest und Aufnahmearbeiten. Die Tradition der Tafelloge lässt sich bis in das frühe 18. Jahrhundert zurückverfolgen (Birkhead 1723), und wir finden bei Gotthold Ephraim Lessing Bezüge zu freimaurerischen Gebräuchen an der Tafel (Ernst und Falk).
Im Ritual der Großen Landesloge begehen wir die Tafelloge in dem strengen rituellen Rahmen einer „geöffneten Loge“. Dabei verbinden wir die Ästhetik eines präzise ausgeführten Rituals mit der locker-fröhlichen Stimmung eines sehr vertrauten, brüderlichen Kreises. Nichtmitglieder – beispielsweise der Kastellan – dürfen die Tafelloge nicht betreten, weshalb das Essen von den Brüdern ausgereicht wird; die Arkandisziplin ist auch im Rahmen der Tafelloge streng eingehalten. Üblich ist ein angemessenes dreigängiges Menü; dazu gibt es Wasser und Wein. Dabei ist natürlich sichergestellt, dass Autofahrer nach der Tafelloge noch nach Hause fahren dürfen. Grundlage hierfür ist übrigens eine Regelung, die die Große Landesloge bereits im Jahre 1853 veranlasst hat – lange Zeit vor jeder „Promillegrenze“: Der Freimaurerorden hatte damit schon im 19. Jahrhundert sichergestellt, dass der Vollzug der Tafelloge in den Ordenslogen ein ästhetisches, brüderliches Ereignis ist und kein „Gelage“.
Zu verschiedenen Angelegenheiten werden Trinksprüche ausgegeben. Insbesondere die Verbindung zu den „besuchenden Brüder“ anderer Logen oder aus dem Ausland wird mit Trinksprüchen gewürdigt und zelebriert; unsere Loge pflegt regelmäßigen Kontakt und Austausch mit Logen im In- und Ausland. Damit ist im Rahmen der Tafelloge auch dem weltumspannenden Bruderbund aller Freimaurer in besonderer Weise Rechnung getragen, wobei der internationale und kulturübergreifende Bezug unserer freimaurerischen Arbeit auch bereits in der Mitgliederstruktur unserer Loge zum Ausdruck kommt. Nach der rituellen Schließung der Tafelloge wird das Beisammensein üblicherweise in einem gepflegten informellen Rahmen fortgesetzt.